Für die dritten Ausgabe des Wettbewerbs PlayGround waren alle Studierenden der Hochschule für Musik Detmold dazu aufgerufen, unter dem #raiseyourvoice Konzepte für die Bühne zu entwickeln, die sich kritisch mit den Themen unserer Zeit auseinandersetzen und künstlerisch neue Begegnungs- und Handlungsräume ausloten. Ob als Solist:in, Ensemble oder Kollektiv – gesucht wurden 20-minütige künstlerische Performances, die das traditionelle Format Konzert verlassen und im Austausch mit Kunstschaffenden anderer Disziplinen neue Bühnenwege erkunden. Vier Ensembles haben sich für das Wettbewerbsfinale qualifiziert, das am 9. Mai 2023 ab 10.00 Uhr im Detmolder Sommertheater stattfindet – öffentlich und kostenfrei.
Programmablauf
10.00 Uhr_ Präsentation Beitrag 1_ HÖRBAR
10.20 Uhr_ Befragung durch die Jury
Lingua:Lyra
Jule Bauer_ Gesang, Oktavnyckelharpa
Laura Jörres_ Nyckelharpa, Geige, Gitarre
Katharina Wenty_ Poesie
Johanna Kloser_ Moderation
„Als Künstlerinnen sind wir privilegiert. Egal auf welcher Ebene – wir können uns hörbar machen“. Doch was ist mit denen, die das nicht können? Aus Angst. Aus Scham. Aus einer physischen oder psychischen Unmöglichkeit heraus? Inspiriert vom diesjährigen Wettbewerbsmotto hat das interdisziplinäre Ensemble Lingua:Lyra HÖRBAR entwickelt, eine 20-minütige Performance aus Spoken Word, Musik und Visual Arts. „Unsere Grundidee ist es, darin auf Menschen aufmerksam zu machen, die nicht die Möglichkeit haben, für sich selbst ihre Stimme zu erheben und ihnen gleichzeitig durch uns diese Stimme zu geben.“ Dafür greift das Ensemble auf ein musikalisches Repertoire zurück, das quer durch die Jahrhunderte vorwiegend von weiblichen Komponist:innen geschrieben wurde und verflechtet es mit Texten von Spoken Word Poet Katharina Wenty. Basierend auf authentischen Erlebnissen aus dem persönlichen Umfeld des Ensembles werden darin oft tabuisierte Themen wie Tod und Trauer laut, aber auch psychische Erkrankungen wie Depression oder die Borderline-Persönlichkeitsstörung.
11.00 Uhr_ Präsentation Beitrag 2_ MUSIK ZUM WACHSEN (im Foyer)
11.20 Uhr_ Befragung durch die Jury
Ravi’s Garden
Aziza Nazarova_ Klavier
Henrik Laufer_ Posaune
Jarmila Kremberg_ Kontrabass
Mit ihrer Installation MUSIK ZUM WACHSEN kreiert die Band Ravi’s Garden im Foyer des Detmolder Sommertheaters einen musikalischen Raum, der besonders empfindsamen Wesen gewidmet ist: Pflanzen. Das eigentliche Publikum wandelt dabei als „bloßer Zaungast“ durch den Raum und beobachtet, wie Aziza Nazarova, Henrik Laufer und Jarmila Kremberg innig für frisch gesäte Sonnenblumen, schon etwas in die Jahre gekommene Sukkulenten & Co über Claude Debussys Children’s Corner improvisieren. Wird die Musik die Pflanzen zum Wachsen anregen? Werden wir durch die Art, wie sie sich neigen, ranken und schlingen sehen, ob sie unsere Musik mögen? Das und noch viel mehr soll in dieser Performance herausgearbeitet werden. Das Detmolder Publikum ist dazu eingeladen, eigene Pflanzen zur Performance mitzubringen und durch selbstinitiative und gern auch musikalische Care-Arbeit diese aktiv mitzugestalten.
12.00 Uhr_ Präsentation Beitrag 3_ HÖRT, IHR L(I)EBENDEN!
12.20 Uhr_ Befragung durch die Jury
Mother’s Material
Katharina Adam_ Gesang
Jarmila Kremberg_ Kontrabass
Egal ob als Frau, als Mutter oder als Komponistin – die italienische Musikerin Barbara Strozzi erhob Zeit ihres Lebens ihre Stimme, insbesondere um für sich selbst einzustehen, ihre Rechte, ihre Bedürfnisse. Mal tat sie das auf eine subtile-künstlerische Weise, mal auf eine affektierte. Katharina Adam und Jarmila Kremberg zollen Strozzi mit ihrem Programm HÖRT, IHR L(I)EBENDEN! Tribut und widmen sich in einem performativen Zusammenspiel aus Kammermusik, Tanz und Visual Arts der Liebe. Aber nicht der rosaroten, sondern einer Liebe die wütet und schreit, (ver-)zweifelt und zerbricht, und manchmal sogar in düsterste Abgründe führt. Dafür durchbricht das Duo Zeit und Raum und lässt eigene, autobiografische Erfahrungen auf die einer wegweisenden Feministin des 17. Jahrhunderts treffen. Dieses Konzert versteht sich als konzertantes Ritual, das verbindet, zelebriert, aber auch reinigen kann.
13.00 Uhr_ Pause
14.00 Uhr_ Präsentation Beitrag 4_ MASKS
14.20 Uhr_ Befragung durch die Jury
Polychronis Karamatidis_ Konzept & künstlerische Leitung
Michelle Hanika, Rica Pichottky, Jan Gerken_ Design
Giulia Spinelli, Felipe Vasques_ Tanz & Choreografie
Zara Ali, Christos Kavour_ Komposition
Nikolas Prevezianos_ Violoncello
Arpad Kovacs_ E-Querflöte
Dani Catalan_ Schlagzeug
MASKS ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt, das aus dem Gefühl heraus entstand, in einer schier ausweglosen Zeit festzustecken, ohne zu wissen, wann und ob diese jemals endet. In der Hochphase der Corona-Pandemie dienten Masken als Schutz vor einer Infektion. Gleichzeitig ließ das große Stück Stoff unsichtbar werden, was sich dahinter versteckt: ein Lächeln, ein Zähneknirschen, ein verzweifeltes Schluchzen. Doch auch ohne Masken kehren wir selten nach außen, was uns im Inneren bewegt. Aus Angst, uns verletzlich zu zeigen, tragen wir ein Pokerface oder setzen dieses bewusst es, um bei unserem Gegenüber eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Doch warum tun wir das? Warum verstecken wir uns und unsere Gefühle hinter Masken? Existieren die dahinterliegenden Emotionen überhaupt noch? Oder haben wir verlernt, offen zu zeigen, wütend, ängstlich oder glücklich zu sein? In einer Performance aus Musik, Tanz und bildender Kunst geht das Kollektiv um Polychronis Karamatidis diesen Fragen nach.
16.00 Uhr_ Preisverleihung durch die Jury
16.20 Uhr_ Ende der Veranstaltung